Als ich heute früh aufwachte, war ich mit meinen Gedanken etwas weiter weg, in einer anderen Stadt, in einem Krankenhaus bei einer ganz lieben Freundin, die gerade gegen eine böse Form von Leukämie ankämpft. Wenn ich so schreckliche Nachrichten aus meinem Freundeskreis bekomme, dann denke ich immer daran, was mir in dieser Zeit nach der Diagnose Brustkrebs, besonders in den ersten Wochen, so enorm viel Kraft geschenkt hat und geholfen hat den Kopf hochzuhalten.

Ich werde seitdem immer wieder von Freunden und Bekannten gefragt, die einen schlimmen Krankheitsfall im Familien- oder Freundeskreis haben, wie sie damit umgehen sollen, was sie tun oder sagen können. Viele fühlen sich unsicher, unbeholfen, hilflos, denn es gibt keine Anleitung, keine ritualisierten Worte für diese Art von Lebenssituationen. Ich erzähle ihnen dann, was mir damals so geholfen hat. Jeder Mensch ist anders und ich spreche nur von meinen eigenen Erfahrungen. Aber vielleicht hilft es dir, wenn du einen lieben Menschen unterstützen möchtest.

MELDE DICH

Ich habe unendlich viele Karten, Briefe, E-Mails und Nachrichten bekommen. Diese Genesungswünsche und diese große Anteilnahme haben mich unglaublich gerührt und aufgebaut. Ich hab gespürt, ich kämpfe diesen Kampf nicht alleine, sondern ich habe eine ganze Armee um mich herum, die mir helfen, gut durch diese Zeit zu kommen. Auch wenn es vielleicht schwer fällt, die passenden Worte zu schreiben, dann schreib doch, dass es dir schwer fällt, die passenden Worte zu finden und dass du an die Person denkst und ihr ganz viel Kraft wünschst. Im Grunde kannst du nichts falsch machen mit deiner Nachricht, wenn sie von Herzen kommt.

NORMALITÄT IST TOLL

Wenn du im Krankenhaus liegst, dann erscheint das wahre Leben draußen so weit weg. Du blickst von deinem Bett nach draußen und die Welt da draußen scheint ziemlich weit weg. Mich hat es besonders gefreut, dann Dinge aus dem Alltag mit meiner Familie und meinen Freunden zu teilen. Nachrichten vom Fußballturnier des Sohnes einer Freundin. Oder auch alltägliche Fragen nach meinem Rat, welches Geburtstagsgeschenk für den Ehemann wohl besser wäre – einfach ein wenig Normalität in diesem ganzen Wahnsinn. Einige hatten Angst, dass die Fragen banal wären im Angesicht einer schlimmen Erkrankung. Wie gesagt, jeder Mensch ist anders, aber mir hat etwas Normalität sehr viel Stabilität gegeben.

Trost hängt, etymologisch betrachtet, mit dem Wort treu zusammen und bedeutet innere Festigkeit, Zuversicht und Vertrauen, heißt es im Wörterbuch.

GEMEINSAM LACHEN/GEMEINSAM WEINEN

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Ich habe es geliebt, überrascht zu werden, zum Beispiel ist eine ganz liebe Freundin zu mir ins Krankenhaus gekommen und wir haben eine Gesichtsmaske ausprobiert und uns wirklich schlapp gelacht. Es war diese Fleecemaske, die toll wirkt, aber mit der du mindestens 30 Minuten aussiehst wie ein Zombie.

Während der Chemo-Sitzungen habe ich mehrere tolle Frauen kennengelernt. Mit Cindy hat es sofort „klick“ gemacht und die Krankenschwestern legten unsere Termine auf die gleichen Tage.  Während die Flüssigkeit in die Adern lief und unsere Füsse und Hände in Kühltaschen steckten, erzählten wir uns durchaus lustige Geschichten und mussten wirklich auch viel lachen. Auch besuchte Cindys Mama uns, andere Freundinnen kamen zur „Halbzeit“ mit Luftballons vorbei und ich erinnere mich an wirklich gute Momente trotz Chemo.

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Allerdings gibt es gute Tage und Tage, an denen man sich fühlt als sei man gerade von einem Bus überrollt worden. Da hilft dann auch keine Fleecemaske. Daher fand ich es immer sehr rücksichtsvoll, wenn eine SMS kam: Lust auf eine Überraschung?

Ich erinnere mich aber auch an Tage, an denen ich einfach nur weinen wollte. Ich wollte aber nicht mein kleines Kind verschrecken. Auch wenn es natürlich ist zu weinen, so fühlte ich mich noch trauriger, wenn ich dadurch mein Kind traurig machen würde. Auch hier hatte ich tolle Freunde, zu denen ich gehen konnte. Ich musste nichts sagen, ich konnte mich einfach nur in die Arme werfen und die Tränen liefen und liefen und ich wurde gehalten. Danach ging es so viel besser. Diese Tränen mussten raus – nur eben nicht bei mir zu Hause. Vielleicht kannst du auch das anbieten, eine Schulter zum Weinen zu sein.

UNTERSTÜTZUNG FÜR DAHEIM

Um im Alltag zu unterstützen, haben Freunde und Familie immer wieder einen Salat vorbeigebracht oder einen Kuchen gebacken, Einkäufe übernommen und sich um unseren Sohn gekümmert, ohne dass wir fragen mussten. Das sind Kleinigkeiten, aber sie entlasten ungemein. Dabei ging es für mich zum einen um die  tatsächliche Hilfe, aber zum anderen auch um die Aufmerksamkeit und Fürsorge, die mich immer und immer wieder gestärkt hat. Wir hatten das unglaubliche Glück, dass meine Eltern uns sehr unterstützen konnten. Freunde und Familie haben unsere kleine Familie durch diese Zeit begleitet und ich bin allen so unendlich dankbar dafür, denn so konnte ich mich aufs gesund werden konzentrieren.

HILFE DURCH PSYCHO(ONKO)LOGEN

Ich fühlte mich unheimlich gestärkt durch meine Familie und Freunde, aber trotzdem gab es Situationen, in denen mir der Boden unter den Füßen weg zu brechen drohte. Momente, in denen die Angst wie eine große Welle über mich brach und ich einfach Angst um mein Leben hatte. Mein Anker war da, war mit einer Psychoonkologin zu sprechen. In meinem Fall hatte ich das große Glück, dass die Mama einer sehr lieben Freundin seit über 30 Jahren auf dem Gebiet tätig war und genau wußte, was sich in meinem Kopf abspielte. Sie hat mich in den ersten Wochen immer wieder aufgebaut, wenn ich diesen Albtraum nicht glauben konnte. Auch heute noch treffe ich regelmäßig einen Psychoonkologen, um über meine Ängste zu sprechen, die ich vielleicht nicht mit meinen Freunden oder meiner Familie teilen möchte. Und es tut so gut, Ängste auszusprechen und auch einfach nur mal hemmungslos heulen zu können. Vielleicht ist das ein Tipp, den Du weitergeben kannst. Aber auch für die engsten Familienmitglieder ist die Erkrankung eines geliebten Menschen eine schwere Herausforderung und vielleicht hilft es auch ihnen, sich auszusprechen, die Ängste zu formulieren und psychologisch durch so eine Zeit begleitet zu werden.

WISSEN NICHT GOOGELN

Ich wollte wissen, was ich tun kann, um möglichst gut durch diese Phase meines Lebens zu kommen und was ich unternehmen kann, um meine Gesundheit und meinen Körper zu stärken. Ich habe NICHT gegooglet, denn davon hatte mir mein Arzt dringend abgeraten. Keinen Netzaustausch mit Leuten, die es auch nicht besser wissen. NOP. Verboten. Aber ich habe Broschüren zum Thema Krebs gelesen und im Besonderen über Sport und die positive Wirkung auf die Verträglichkeit bei Chemos verschlungen. (Und auch gleich in die Tat umgesetzt.) Ein Buch hat mich in dieser Zeit besonders inspiriert und ich lese es auch heute immer wieder und empfehle es immer wieder. Meine wundervollen Eltern schenkten mir das Buch „Crazy Sexy Diet“ von Kris Carr. Es ist ein Buch, das mein Leben verändert hat und mir eine neue Welt eröffnet hat, wie ich mit den richtigen Lebensmitteln meine Gesundheit maßgeblich beeinflussen kann. Broschüren und Buchempfehlungen bekam ich außerdem von meinem wunderbaren Arzt Dr. Friedrichs vom Mammazentrum am Jerusalemkrankenhaus. Viele Kliniken haben Infomaterial sowohl für die Patienten als auch für die Angehörigen. Einfach nachfragen. Stunden und Tage können sehr lang sein, wenn man im Krankenhaus liegt, besonders wenn die Tage so schön sind wir heute, wenn die Sonne scheint und der Himmel so wolkenlos blau ist. Ich hatte das Glück, dass ich neben der Chemo ein fast normales Leben führen konnte. Aber einige Menschen müssen lange im Krankenhaus bleiben.

TRAU DICH ZU TRÖSTEN

Ich möchte dich hiermit einfach ermutigen, zu reagieren, wenn du von einem Krankheitsfall in deinem Bekanntenkreis oder Freundeskreis hörst. Auch wenn es für dich ungewohnt ist und du dich vielleicht unsicher fühlst, du bewirkst auf der anderen Seite so viel mit ein paar Worten oder einer Geste. Und dein Freund oder deine Freundin kann sicher jeder Form von Kraft, Energie und Liebe gebrauchen.

Neulich schrieb meine Freundin aus dem Krankenhaus:

„Heute ist ein guter Tag. Ich konnte Sport machen, aber das Essen ist eine Katastrophe.“

Daraufhin schickte ich ihr eine Sonderanfertigung von unserem selbstgemachten Knuspermüsli nur mit den Zutaten, die sie essen darf. Und sie hat sich wahnsinnig gefreut. Auch wenn es nur ein Müsli war. Gerade bekam ich die Nachricht von meiner Freundin, dass ein Stammzellenspender gefunden wurde. Danke ans Universum. Deine Reise geht weiter. Heute ist ein wunderbarer Tag!

Diesen Artikel habe ich bereits im Herbst 2017 geschrieben, aber bisher nicht den Mut gehabt, diese persönlichen Erfahrungen wirklich zu veröffentlichen. Nun ist es soweit:-) Wir freuen uns, wenn du uns schreibst, welche Erfahrungen du gemacht hast im Bezug auf Trost bei Erkrankungen.

Herzlichst, Deine Milou

P.S. Wir haben immer mehr Teilnehmer in unserem Besseresser-Online Kurs, die sich nach einer Krankheit gesünder ernähren möchten, sich aber im Ernährungsdschungel nicht zurecht finden. Sie erfahren über 3 Monate hinweg in 34 Lektionen Wissenswertes zur Wirkung von Lebensmitteln auf unsere Gesundheit. Wenn du Interesse hast, schau einmal in unseren Link.

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